Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 1

Die Solequelle in Werries bei Hamm

  Die Solequelle in Werries, der Hammer Brunnen, hatte mit dem Gesundbrunnen auf dem Sandbrink im heutigen Braam-Ostwennemar einen bereits im 16. Jahrhundert bekannten Vorläufer. Die heilende Wirkung des salzhaltigen Wassers brachte dem Brunnen den Ruf ein, viele Mirakel hervorgebracht zu haben. In der Folge wurde hier ein in der damaligen Zeit sehr bekanntes Marienbild aufgestellt.



Um 1870 entwickelte sich dann der Bergbau im östlichen Ruhrgebiet. In der Umgebung der Stadt Hamm wurden zahlreiche Probebohrungen durchgeführt, die dazu dienten, den begehrten Rohstoff Steinkohle aufzufinden.


Johannes Hundhausen schrieb 1889, die Stadt gleiche einer Art Zeltlager, so viele Bohrtürme stünden hier, auf Kohle mutend. Eine Anzahl deutscher, belgischer und englischer Gesellschaften beteiligten sich an der Suche nach den Kohlevorkommen.


Kohle wurde zunächst nicht gefunden. Dafür stieß Grubendirektor Gustav Engelhardt aus Bochum von der Gewerkschaft Schlägel & Eisen auf prächtigen, weißen Sprudel, der in einer Fontäne zehn Meter hoch empor schoss.


Die Funde befanden sich wenige Meter von der Lippe entfernt; heute befindet sich dort ein toter Lippearm an der Lippestraße in der Nähe der Gaststätte Wiemer.


Am 4. Mai 1875 drang eine Bohrung 1.940 Fuß (1 Fuß = 0,314 Meter) tief ins Erdreich und förderte aus einer Mergelschicht warmes, salzhaltiges Wasser zutage. Die Quelle wurde von nun an Hammer Brunnen genannt. Stadthistoriker Eduard Raabe erklärte in seinem plattdeutschen Buch Geschichte van diär Stadt Hamm: Sao genannte Mirakel gescheihet dör düt heilkräftige Water, dör düsen niggen Gesundbrunnen, auk noch alle Jahr, und stellte eine Verbindung zwischen dem für das 16. Jahrhundert bezeugten Gesundbrunnen und dem neuen Hammer Brunnen her.



Engelhardt verpachtete den Hammer Brunnen an den Techniker Carl Rüth aus Hamm, der dort bald nach der Entdeckung der neuen Quelle die ersten Badehütten errichtete. Den Anfang von Bad Hamm bildeten zwei Wannen aus Eichenholz. Diese wurden mit Sole befüllt; der Überschuss kurzerhand in die Lippe abgeleitet. Dies führte zu ökologischen Bedenken, die eine polizeiliche Anordnung nach sich zogen, die Quelle wieder zu verstopfen. Ein Ortstermin an der Bohrquelle sollte klären, ob die Lippe durch das salzige Wasser Schaden nehmen konnte. Landrat von Bodelschwingh lud dazu Bürgermeister Staude, Kreisphysikus Dr. Jehn, Wasserbaumeister Quantz und Dr. Wilhelm von der Mark ein. In der Nähe der Ableitung wurden Geschmacksproben aus der Lippe entnommen, doch konnten die Herren keine Verschiedenheit im Geschmack feststellen. Daraus schloss Dr. Jehn, dass von einer Verunreinigung des Wassers keine Rede sein könne.


Die Delegation vergewisserte sich außerdem, dass die Vegetation an der Lippe im Bereich der Einflussstelle nicht verkümmerte und räumte damit die polizeilichen Bedenken aus dem Weg. Die Bezirksregierung in Arnsberg hob die polizeiliche Anordnung zur Schließung der Quelle daraufhin am 8. Juli 1877 wieder auf.




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