Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 1
5.) Erst zum 1. November 1921 konnte die Kirchenbehörde, wie man damals noch sagte, einen Hilfspastor entsenden. Am 4.12.1921 begrüßte dann die Evangelische Vereinigung ihren ersten Pastor im Saal der Wirtschaft Holtmann.
Pastor Karl Freitag war 1892 in Gerresheim bei Düsseldorf geboren. Er leistete in Werries seine Hilfsdienstzeit ab. Während er in Werries war, heiratete er.



Auf dem Bild ist er und seine Frau Henriette geb. Lammert zu sehen. Er bezog mit seiner Frau eine Koloniewohnung in der Klenzestraße, die davor die Schwestern innehatten. Karl Freitag kam gut an. Er besuchte fleißig die Menschen von Haus zu Haus. Er nahm die Menschen in der Kolonie ernst. Er kümmerte sich um Gebrechliche und Sterbende. Das Buch, in dem die eingetragen werden, die sich In die Evangelische Gemeinde aufnehmen lassen, zeigt in den Jahren, in denen er in Werries arbeitete, sehr viele Eintragungen. Oft ließen sich ganze Familien aufnehmen. Auch berichteten Menschen, dass er, wo er Leid antraf, sehr hilfsbereit war.

Er selber erzählte fast dreißig Jahre später noch voller Dankbarkeit, dass die Gemeinde ihn und seine Frau gut aufgenommen und ihnen in den folgenden Jahren wirtschaftlicher Not sehr geholfen habe. Immer wieder hätten Kohlen vor seiner Haustür gestanden. Manches von Feld und Garten wurde ihnen unter der Hand zugesteckt. Von dem bisschen Geld, das ihm die Gemeinde auszahlte, konnten er und seine Familie in diesen Jahren nicht leben.

1922, in der Märzsitzung der Vereinigung wurde beschlossen, eine Gemeindebücherei einzurichten, um den Gemeindegliedern gute Lektüre ausleihen zu können.
Um doch noch eine neue Kirche im Ort zu Errichten ging man gezwungenermaßen einen anderen Weg. Schon einige Monate vorher gab es zwischen der Kirchengemeinde Mark und dem Betreiber der Zeche Maximilian eine Zusammenkunft der Vertreter der Kirche mit dem damaligen Direktor der Maxhütte. In den heimlich geführten Gesprächen ging es darum ein Haus in der nähe der bestehenden Schule zu Erwerben.

7.) Ehe die Gemeinde aber etwas damit anfangen konnte, musste zunächst für die Bewohner des Hauses eine neue Wohnung gefunden werden. So konnte zunächst an dem gepachteten Haus nichts getan werden. Ein Verkauf des Hauses kam für den Betreiber nicht in Frage, aber eine Vermietung des Gebäudes gegen eine geringe Miete darauf könne man sich Einlassen.

Auch gegen einen Umbau zu einen Gotteshaus bestünden keine Einwende. Die Kosten dafür müsse aber die Kirche aber selbst tragen. Nach einigen Tagen zähen Verhandelns war der Vertrag so weit Ausgehandelt und so fuhr man mit diesen in der Tasche zurück in die Mark. Dort angekommen legte der Verhandlungsführer den Kirchenvorstand den erzielten Kompromiss vor. Das war zwar nicht das was man sich Erhofft hatte, aber man konnte aber gut mit dem erzielten Ergebnis leben. Nach ausgiebiger Prüfung des Vertrags wurde dieser wenige Tage später Unterzeichnet an den Betrevier zurück geschickt. Dort wurde der Vertrag ebenfalls Unterzeichnet und eine Beglaubigte Abschrift des Vertrags wieder an die Kirche zurück gesandt. Im Spätsommer 1921 ließ man die Katze aus den Sack.


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