Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 1

Die vier stellten sich an den vier Ecken in strammer Haltung auf. Der Hauptmann: “Stehen Sie bequem.“ Dann überreichte er dem Meister eine seiner Tabakspfeifen, weil er so gute Ordnung in seiner Truppe hatte. Auf das Zeichen des Hauptmanns hin kommandierte der Meister wieder. „Stillgestanden“, „an den vier Ecken fasst an.“ „Hebt an!“ „Ohne Tritt Marsch!“



Der Hauptmann verbot, diesen Wald zu betreten.

Ein Mann, der das Verbot missachtete, erzählte, dass der Hauptmann seinen Hund auf ihn gehetzt habe. Der Hund warf ihn zu Boden und stand drohend über ihm. Der Hauptmann schlug den Mann und bedrohte ihn und ließ ihn dann laufen. Eine Anzeige des Mannes wegen Körperverletzung wäre witzlos gewesen, denn die Richter, selbst Reserveoffiziere, würden ihn gedeckt haben. 
Als Beispiel: Eines Tages schoss er seinen Verwalter aus einem Baum, als er Kirschen pflückte. Er hatte mit diesem Mann oft Ärger. Der Mann war tot. Vor Gericht sagte Möllenhoff, er habe gemeint, es wäre eine Horde Stare im Kirschbaum. Er bekam für diesen Mord ein paar Monate ehrenvoller Haft. Vor den Gerichten ist Justitia oft abgebildet. Sie hält eine Wage in der Hand. Die Augen sind verbunden, dass sie nicht nach dem Ansehen der Person richten sollte. Damals schielte sie kräftig unter der Binde her.

Wenn eine harmlosere Straftat von einem Bergarbeiter begangen wurde, stand in der Zeitung nicht „Hans B. aus Werries“ sondern „der Bergarbeiter Hans B. aus der Kolonie Maximilian...“ Der Mann verschwand dann im Gefängnis.
Ein alter Mann erzählte mir, dass er Fallen gestellt hatte, um Kaninchen für den Kochtopf zu fangen. Er bekam ein halbes Jahr. Als er abgeführt wurde, machte er den Beamten um Zigaretten an. Der schrie ihn an, das wäre Beamtenbeleidigung. Dafür gäbe es noch einmal ein halbes Jahr. Darauf der Delinquent: „Mach zu. Die sitz ich auch noch mit einer Backe ab.“
Die Menschen in der Kolonie spürten die Klassenunterschiede und auch den Hochmut der anderen sehr. Sie setzten dann an manchen Stellen die Mittel ein, die sie hatten.


  Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts wollte sich auch ein junger Apotheker mit Namen Fritz Stockhausen aus Hamm sein Glück im Ort versuchen. Was ihm Fehlte war ein Grundstück um darauf eine neue Apotheke zu Bauen noch hatte er die Finanziellen Mittel dafür. Durch Zufall erfuhr er das ein Haus in der Siedlung Maximilian frei war und der Verwalter einen neuen Mieter suchte. Also Bewarb er sich bei diesen und in einen Schreiben teilte dem Verwalter mit, sollte er als Mieter in Frage kommen, ob die Möglichkeit Bestünde ein Teil des Hauses als Apotheke zu Nutzen.



Dem Verwalter konnte es nur recht sein wer dort Einzog, die Hauptsache war für ihm das wieder etwas Geld in die Kasse kam. Nur er konnte nicht selbst Entscheiden wer dort zu Miete Einzog, sondern die Gemeinde.



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